Goulburn – Blue Mountains – Yass

Der Start in die „Blue Mountains“ war eigentlich gut, der Himmel bedeckt aber kein Regen. Das sollte sich jedoch schnell ändern.

Wir waren gerade 20 Km von Goulburn entfernt da fing es an zu schütten. Kein leichter Sommerregen sondern eher Richtung Wolkenbruch. Egal in welche Richtung man schaute, dunkle Wolkenberge überall. Zusätzlich kühlte es sich auch ordentlich ab.

Regenkombi raus und weiter ging es. Leider wurde es nicht weniger mit dem Regen und nach weiteren 150 Km hatten wir die Schnauze voll und suchten uns in Yass gegen 14:30 Uhr eine Cabin. War die richtige Entscheidung denn es regnete den Rest des Tages und die ganze Nacht.

Schöne Aussichten für die Weiterfahrt nach Sydney.?

Wagga Wagga – Canberra – Goulburn

Um 09:00 Uhr ging es von Wagga Wagga nach Canberra, dem Regierungssitz von Australien. Weil Melbourne und Sydney Hauptstadt werden wollten hat man einfach die Mitte ausgewählt und eine Hauptstadt am Reissbrett entworfen. Hat den Charme von Bonn, eher langweilig.

Am Dienstag wird der ANZAC-Day in Australien gefeiert – ähnlich unserem Volkstrauertag – an dem an die gefallenen Australischen Soldaten der beiden Weltkriege aber auch an die Toten im Rahmen der zahlreichen UN-Missionen erinnert wird. Eigentlich wollten wir uns die Ehrungen in Canberra anschauen, aber im Rahmen der Vorbereitungen wurden so viele Straßen gesperrt das wir am Dienstag nicht aus der Stadt gekommen wären. Deshalb haben wir es bei einem Besuch im Regierungsviertel belassen und sind Richtung Sydney und den Blue Mountains durchgestartet.

Wodonga . Wagga Wagga

Von Toby ging es über den „Burrowa-Pine-Mountain-Nationalpark“ nach Wagga Wagga. Tolle Strecke mit vielen Kurven und schöner Landschaft. In Wagga Wagga war es auch kein Problem eine Cabin zu finden. Von hier aus wollen wir Morgen Canberra erreichen.

Torquay – Melbourne – Wodonga

Von den Naturwundern der Great Ocean Road ging es weiter nach Melbourne. Melbourne mit Einwohnern dehnt sich auf einer Fläche von 120 Quadratkilometern aus und besteht eigentlich nur aus dem Hafen und der City. Der umliegende Rest sind in Wirklichkeit nur Vororte.

Nachdem wir die City mit den typischen Hochhäusern erreicht hatten und wie jeder Tourist Fotos gemacht hatten standen wir zufällig vor einer BMW Niederlassung. Mit den Motorrädern direkt vor dem Haupteingang geparkt und rein in den Laden. Vielleicht hatten sie einen Kettenspanner, den Kerzenstecker und den Lüfterschalter für Bernds 650 vorrätig. Pech gehabt – nicht ein Teil vorhanden. Da die Provisorien inzwischen schon einige 1.000 Kilometer gehalten haben werden sie auch weiterhinhalten.

Vor dem Laden sind wir dann mit einigen Motorradfahrern ins Gespräch gekommen. Woher – wohin, das kannten wir ja schon. Wie es der Zufall wollte spricht uns jemand auf Deutsch an: ein echter Kölner Jung. Der Liebe wegen vor fast 20 Jahren nach Melbourne übergesiedelt, inzwischen Vater von zwei Kindern und begeisterter Motorradfahrer. Er lebt mit seiner Familie etwa 50 Km vom Zentrum entfernt und macht in digitalen Druckmaschinen. Interessant zu hören wie das in Australien so läuft mit Arbeit, Steuern und den Kosten für Wohnraum. Nach gut einer Stunde Unterhaltung haben wir unsere Stadtrundfahrt fortgesetzt.

Wir sind aber ziemlich schnell zu dem Ergebnis gekommen das Millionenstädte und Besichtigungen mit dem Motorrad nicht gut zueinander passen. Nichts wie raus aus der Stadt. Jetzt wissen wir allerdings auch, warum Verkehrsplaner in Australien Mangelware sind. So ein Chaos haben wir noch nie erlebt. Rein in die Stadt ging ja noch gut, aber raus haben wir mehr als vier Stunden gebraucht. Einen Öffentlichen Nahverkehr gibt es so gut wie nicht, mit Ausnahme von Straßenbahnen in einigen Teilbereichen. Aber nicht wie in Kassel mit eigener Schienenführung, nein in der normalen Fahrspur für alle Fahrzeuge. Am Straßenrand wird dann auch noch geparkt und da die Aussies ziemlich unfähige Autofahrer sind – dieser Satz stammt von Australiern – dauert es entsprechend bis die Karren in der Parklücke sind. Solang steht der Verkehr vollständig still – inklusive der Straßenbahn. Nach welchem Fahrplan die fahren ist uns unbekannt.

Als wir dann aus der Stadt raus waren ging es weiter in Richtung Canberra. Lag ohnehin in unserer Richtung und die Hauptstadt sollte man zumindest gesehen haben. Von dem Kölner hatten wir den Tip bekommen das die Strecke nach Wandango schöne Landschaften zu bieten hätte.

Die Strecke war auch wirklich toll aber dann ging der Spaß für uns richtig los. Leider hatten wir nicht beachtet, das Wodonga eine Rennstrecke hat und genau an diesem Wochenende ein Lauf zur Australischen Supercar-Serie, so wie in Deutschland die DTM, allerdings mit V8-Motoren, stattfand. Die Folge – sämtliche Campgrounds, Hotels, Motels und alles wo wir hätten schlafen können – ausgebucht. Im Gegensatz zum Outback wo wildes Campen für 24 Stunden erlaubt ist gibt es im Staat Viktoria ein absolutes Verbot.

Wir haben dann noch einige Nachbarorte abgeklappert – leider mit dem gleichen Ergebnis. Unterwegs wurde Bernd dann noch von der Polizei gestoppt. Wir waren aber weder zu schnell noch hatten wir eine rote Ampel überfahren, die Polizisten waren einfach neugierig weil Sie so ein Nummernschild noch nie gesehen hatten. Letztendlich blieb es beim anschauen des Internationalen Führerscheins und dann den Fragen nach der Fahrtstrecke, den Motorrädern und den Transportkosten.

In der Zwischenzeit war es vollständig Abend geworden und die Tiere kamen an die Straßen. Um kein Risiko einzugehen beschlossen wir uns eine gemütliche Bushaltestelle zu suchen und die Nacht dort zu verbringen. Etwas außerhalb fand sich dann auch etwas, sogar beleuchtet. Beim parken der Motorräder hinter dem Bushäuschen erst mal vier Kangeroos angeleuchtet die das Gras am Straßenrand futterten. Die hatten wir vorher nicht gesehen. Im Schlafsack eingewickelt haben wir es uns „gemütlich“ gemacht. Bernd hat es sogar geschafft einzuschlafen.

Nach etwa einer Stunde hält ein Auto, ein Mann steigt aus und kommt direkt zu dem Bushäuschen. Ist aber nicht die Polizei sondern – wie wir später erfahren haben – der 40-jährige Toby Locke. Und was sagt der Mann: Ihr braucht nicht hier zu schlafen, kommt mit zu mir und ihr könnt in meiner Werkstatt übernachten. Schlafsack eingepackt, Motorräder angeworfen und zu Tobys Werkstatt. Nach 15 Km waren wir am Ziel. Tor auf, Motorräder rein und dann gabs als Absacker einen ordentlichen Whisky. Luftmatratze aufgeblasen – Toby hat einen Kompressor – Schlafsack drauf und wir hatten unsere Übernachtung.

Am nächsten Morgen haben wir uns dann in der Werkstatt umgeschaut. Ein wunderschöner Oldtimer stand zur Restauration in der Halle und einige alte Motorräder. Toby restauriert nämlich alte Autos und Motorräder und ist ein begnadeter Airbrusher. Außerdem fährt er selbst und so war es für ihn selbstverständlich uns einen Schlafplatz anzubieten. In Deutschland undenkbar!

Es gab dann auch noch einen Kaffee bevor wir über den „Burrowa-Pine-Mountain-Nationalpark“ nach Wagga Wagga fuhren.

Torquay

Heute haben wir mal wieder einen Tag Pause gemacht, ausserdem hat es in der vergangenen Nacht und auch am Tag immer wieder heftige Regenschauer gegeben.

Peterborough bis Torquay

Heute ging es von Peterborough nach Torquai über die Great Ocean Road. Ein wirkliches Highlight. Direkt am Indischen Ozean entlang zieht sich die Straße über etwa 250 Km.

Kurve reiht sich an Kurve und eine Sehenswürdigkeit jagt die nächste. Durch die ständige Brandung geformte Felsformationen die absolut unwirklich erscheinen. Die bekanntesten haben Namen wie „London Bridge“ oder aber die „12 Apostel“.

Man kommt garnicht richtig voran, ständig kommen neue Plätze mit Sehenswürdigkeiten. Die bis zu 6 Meter hohen Wellen sind ein Paradies für Wellenreiter, es gehört aber auch eine gehörige Portion Mut dazu so dicht an den Felsen zu surfen.

Mount Gambier nach Peterborough

Von Mount Gambier nach Peterborough ging die heutige Fahrt. Recht kurz – eigentllich wollten wir die Great Ocean Road fahren – denn die BMW wurde wirklich zickig. Die Drehzahl ging nicht mehr unter 5.000 Umdrehungen, bei Ortsdurchfahrten und den Geschwindigkeitsbeschränkungen echt störend.

Ab auf den nächsten Parkplatz und los gings mit der Fehlersuche. Was aber viel schlimmer war: Der rechte Kettenspanner hatte sich wohl gelöst und ist dann irgendwann mit dem Kettenrad in Berührung gekommen und dadurch abgerissen. Kette spannen wurde jetzt schwierig. Aus der einzigen Tankstelle weit und breit war inzwischen eine Frittenbude geworden, also mussten wir etwas basteln.

Aber zuerst musste die Drehzahl runter. Der Gaszug konnte es nicht sein, ausreichend Spiel und absolut leichtgängig. Dann die Tankverkleidungen aud beiden Seiten abgenommen, Batterie abgeklemmt, 5 Minuten gewartet und dann angeklemmt und die Einspritzanlage neu angelernt. Auch nicht von Erfolg gekrönt.

Um besser an die Gaszugrolle zu kommen die restlichen Kabel vom Navigationgerät – USB-Anschluss, Kopfhöhrer und anderer unnützer Kram – den wir vor der Abfahrt aufgerollt unter der Seitenverkleidung verstaut hatten entfernt und die Gaszugrolle von Hand bewegt. Funktionierte einwandfrei. Um besser sehen zu können mit der Stirnlampe alles abgesucht und dann die Erleuchtung: Der Fehler war selbst eingebaut!

Der USB-Anschluss vom Navi hat bzw. hatte eine Gummiabdeckung, die sich leider abgelöst und Richtung Gaszugrolle verabschiedet hatte. Diese Abdeckung hatte sich zwischen Gaszug und Endanschlag verklemmt und war die Ursache für die hohe Drehzahl.

Das Problem mit dem Kettenspanner haben wir durch den Umbau des linken Kettenspanners auf die rechte Seite gelöst, am späten Nachmittag fanden wir einen Schraubenhandel und mit Hilfe einer langen 8er Schraube und großen Unterlegscheiben war auch dieses Problem gelöst.

Im „Schomberg Inn“, einem kleinen Motel in Petersborough, fanden wir schnell ein Zimmer. Der Abend verlief noch wirklich lustig, wir lernten Hank und Dave kennen. Das Ende vom Lied war, das zwei besoffene Australier ihren Deutschen Wortschatz um einiges erweitert hatten und die Erkenntnis das man mit Deutschen keinen Schnaps trinken sollte.

Tailem Bend

Ein netter kleiner Ort mit allem was man braucht. Die von Adelaide aus gebuchte Cabin hatte zwei Schlafzimmer und einen Wohn- und Kochbereich. Toll war auch die Lage, direkt oberhalb des Murray River. Von der Veranda konnten wir den Sonnenuntergang genießen und es uns gemütlich machen.

Port Augusta; Adelaide und Tailem Bend

Früh und ohne Frühstück ging es am Morgen die letzten 250 Km nach Adelaide. Es ist schon komisch aus dem Outback mit wenig Menschen in die Hauptstadt von South Australia mit 1,2 Millionen Einwohnern zu kommen. Die Hektik, die Lautstärke und der Verkehr haben uns persönlich nicht gefallen obwohl es natürlich ein vielfältiges Angebot an Sehenswürdigkeiten gibt.

Jetzt ging die Suche nach einer Unterkunft los. Im Hilton hätten wir sicher noch etwas bekommen, wollten wir aber nicht. Wo wir so in der Stadt herumfahren fängt die Vorderradbremse von Bernds BMW an ordentlich zu quietschen. Bremsbeläge runter? Im Navi den nächsten Campground gesucht und langsam bis zum angegebenen Zielpunkt.

Kein Campingplatz aber ein schöner Park mit ordentlich Betrieb. Denn auch in Australien war ja Ostern und dann geht es mit Kind und Kegel zum Picknick ins Grüne. Der einzig freie Platz war im Wendehammer einer Sackgasse. Egal, jetzt wird nach der Bremse geschaut. Koffer auf, Werkzeug raus. Keine zwei Minuten später kommt ein Mann aus dem Park zu uns rüber und schaut sich unsere Motorräder an. Wie sich herausstellt hat der Mann Deutsche Wurzeln, sein Vater ist in jungen Jahren von Krefeld aus ausgewandert. Er spricht sogar noch einige wenige Worte Deutsch. Ruckzuck ist der Land Rover geöffnet und die Frage ob wir Werkzeug oder Pressluft brauchen folgt direkt im Anschluss.

Da wir alles notwendige Werkzeug dabei haben folgt als nächstes die Frage ob wir Hunger haben. Mit einem dicken Stück Kuchen im Mund haben wir dann die Bremse geprüft, Beläge waren aber in Ordnung. Wahrscheinlich hatte sich nur ein kleiner Stein zwischen Belag und Bremsscheibe festgesetzt und die Geräusche verursacht. Alles wieder verstaut und mit hupen und winken ging es dann zum nächsten Campingplatz.

Leider ohne Erfolg. Sämtliche Plätze waren voll ausgebucht, die Australier sind wirklich die Holländer der Südhalbkugel ?! Eine nette Dame an einer der Rezeptionen telefonierte für uns alle Plätze im Großraum Adelaide ab. Fündig wurde Sie dann in Tailem Bend, 90 Km südöstlich von Adelaide.

Coober Pedy bis Port Augusta

Heute ging es weiter Richtung Süden. Geplant hatten wir, an einem der in den Landkarten angegebenen Seen zu übernachten. Vielleicht hätte wir schon stutzig werden sollen als die Camping App für Australien (WikkiCamps AU; sehr zu empfehlen) an diesen Seen keine Campingplätze anzeigte. Weder am Lake Hart noch am Lake Hanson gab es Plätze. Konnte doch nur ein Fehler in der App sein, schließlich waren die Seen in unseren Karten deutlich zu sehen.

Also erst mal los. Nach einigen Stunden kamen wir dann an den Ufern des Lake Hart an. Jetzt wurde uns auch klar, warum es keinen Campground in der App gibt, der See bzw. die Seen sind nicht mehr vorhanden! Einzig eine dünne Salzkruste zeigt den Unterschied zwischen der ehemaligen Seefläche und den Uferbereichen. Kein See, kein Camping.

Etwas interessantes gab es aber doch zu sehen. Es scheint für junge Aussies eine absoluter Spaß zu sein, auf dem ausgetrockneten See mit dem Allrad Kreise zu drehen. Leider ohne zu überlegen, ob die Kruste einen Allrad mit zwei Tonnen Eigengewicht auch wirklich tragen kann.

Wie sollte es anders sein, der neue Allrad von Vati gräbt sich – mit gebührendem Abstand zum Ufer – bis zu den Achsen ein.
Und hier zeigt sich wieder die Hilfsbereitschaft der Australier, schnell halten einige Fahrzeuge an, darunter auch einige Wohnwagengespanne mit Outbackausstattung. Hier gehören Sandbleche und echte Geländebereifung zur Grundausstattung. Auch ein Fahrzeug mit Seilwinde war schnell gefunden. Der erste Versuch scheiterte leider an der mangelnden Länge des Windenseils.

Da es uns zu warm in den Motorradklamotten wurde sind wir schließlich wieder gestartet um eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Ich bin mir sicher, dass die Helfer die Karre wieder auf die Straße gebracht haben.

Wir sind letztendlich bis nach Port Augusta gefahren. Die Übernachtung in einem Motel im Kolonialstil (Flinders Hotel & Motel) war da nur noch Formsache. Einen Wermutstropfen hatte der Laden aber; die Küche war mit Abstand die schlechteste! Steak durchgebraten und auf einer Seite angebrannt.