Torquay – Melbourne – Wodonga

Von den Naturwundern der Great Ocean Road ging es weiter nach Melbourne. Melbourne mit Einwohnern dehnt sich auf einer Fläche von 120 Quadratkilometern aus und besteht eigentlich nur aus dem Hafen und der City. Der umliegende Rest sind in Wirklichkeit nur Vororte.

Nachdem wir die City mit den typischen Hochhäusern erreicht hatten und wie jeder Tourist Fotos gemacht hatten standen wir zufällig vor einer BMW Niederlassung. Mit den Motorrädern direkt vor dem Haupteingang geparkt und rein in den Laden. Vielleicht hatten sie einen Kettenspanner, den Kerzenstecker und den Lüfterschalter für Bernds 650 vorrätig. Pech gehabt – nicht ein Teil vorhanden. Da die Provisorien inzwischen schon einige 1.000 Kilometer gehalten haben werden sie auch weiterhinhalten.

Vor dem Laden sind wir dann mit einigen Motorradfahrern ins Gespräch gekommen. Woher – wohin, das kannten wir ja schon. Wie es der Zufall wollte spricht uns jemand auf Deutsch an: ein echter Kölner Jung. Der Liebe wegen vor fast 20 Jahren nach Melbourne übergesiedelt, inzwischen Vater von zwei Kindern und begeisterter Motorradfahrer. Er lebt mit seiner Familie etwa 50 Km vom Zentrum entfernt und macht in digitalen Druckmaschinen. Interessant zu hören wie das in Australien so läuft mit Arbeit, Steuern und den Kosten für Wohnraum. Nach gut einer Stunde Unterhaltung haben wir unsere Stadtrundfahrt fortgesetzt.

Wir sind aber ziemlich schnell zu dem Ergebnis gekommen das Millionenstädte und Besichtigungen mit dem Motorrad nicht gut zueinander passen. Nichts wie raus aus der Stadt. Jetzt wissen wir allerdings auch, warum Verkehrsplaner in Australien Mangelware sind. So ein Chaos haben wir noch nie erlebt. Rein in die Stadt ging ja noch gut, aber raus haben wir mehr als vier Stunden gebraucht. Einen Öffentlichen Nahverkehr gibt es so gut wie nicht, mit Ausnahme von Straßenbahnen in einigen Teilbereichen. Aber nicht wie in Kassel mit eigener Schienenführung, nein in der normalen Fahrspur für alle Fahrzeuge. Am Straßenrand wird dann auch noch geparkt und da die Aussies ziemlich unfähige Autofahrer sind – dieser Satz stammt von Australiern – dauert es entsprechend bis die Karren in der Parklücke sind. Solang steht der Verkehr vollständig still – inklusive der Straßenbahn. Nach welchem Fahrplan die fahren ist uns unbekannt.

Als wir dann aus der Stadt raus waren ging es weiter in Richtung Canberra. Lag ohnehin in unserer Richtung und die Hauptstadt sollte man zumindest gesehen haben. Von dem Kölner hatten wir den Tip bekommen das die Strecke nach Wandango schöne Landschaften zu bieten hätte.

Die Strecke war auch wirklich toll aber dann ging der Spaß für uns richtig los. Leider hatten wir nicht beachtet, das Wodonga eine Rennstrecke hat und genau an diesem Wochenende ein Lauf zur Australischen Supercar-Serie, so wie in Deutschland die DTM, allerdings mit V8-Motoren, stattfand. Die Folge – sämtliche Campgrounds, Hotels, Motels und alles wo wir hätten schlafen können – ausgebucht. Im Gegensatz zum Outback wo wildes Campen für 24 Stunden erlaubt ist gibt es im Staat Viktoria ein absolutes Verbot.

Wir haben dann noch einige Nachbarorte abgeklappert – leider mit dem gleichen Ergebnis. Unterwegs wurde Bernd dann noch von der Polizei gestoppt. Wir waren aber weder zu schnell noch hatten wir eine rote Ampel überfahren, die Polizisten waren einfach neugierig weil Sie so ein Nummernschild noch nie gesehen hatten. Letztendlich blieb es beim anschauen des Internationalen Führerscheins und dann den Fragen nach der Fahrtstrecke, den Motorrädern und den Transportkosten.

In der Zwischenzeit war es vollständig Abend geworden und die Tiere kamen an die Straßen. Um kein Risiko einzugehen beschlossen wir uns eine gemütliche Bushaltestelle zu suchen und die Nacht dort zu verbringen. Etwas außerhalb fand sich dann auch etwas, sogar beleuchtet. Beim parken der Motorräder hinter dem Bushäuschen erst mal vier Kangeroos angeleuchtet die das Gras am Straßenrand futterten. Die hatten wir vorher nicht gesehen. Im Schlafsack eingewickelt haben wir es uns „gemütlich“ gemacht. Bernd hat es sogar geschafft einzuschlafen.

Nach etwa einer Stunde hält ein Auto, ein Mann steigt aus und kommt direkt zu dem Bushäuschen. Ist aber nicht die Polizei sondern – wie wir später erfahren haben – der 40-jährige Toby Locke. Und was sagt der Mann: Ihr braucht nicht hier zu schlafen, kommt mit zu mir und ihr könnt in meiner Werkstatt übernachten. Schlafsack eingepackt, Motorräder angeworfen und zu Tobys Werkstatt. Nach 15 Km waren wir am Ziel. Tor auf, Motorräder rein und dann gabs als Absacker einen ordentlichen Whisky. Luftmatratze aufgeblasen – Toby hat einen Kompressor – Schlafsack drauf und wir hatten unsere Übernachtung.

Am nächsten Morgen haben wir uns dann in der Werkstatt umgeschaut. Ein wunderschöner Oldtimer stand zur Restauration in der Halle und einige alte Motorräder. Toby restauriert nämlich alte Autos und Motorräder und ist ein begnadeter Airbrusher. Außerdem fährt er selbst und so war es für ihn selbstverständlich uns einen Schlafplatz anzubieten. In Deutschland undenkbar!

Es gab dann auch noch einen Kaffee bevor wir über den „Burrowa-Pine-Mountain-Nationalpark“ nach Wagga Wagga fuhren.